Marco Rossi: Since Returning From The Moon

Marco Rossi Pressefoto

Retro-Sounds in ihrer schönsten Form: Marco Rossi nutzt all sein Wissen über Sixties-Pop und Psychedelia für ein sehr hörenswertes Album.

von Werner Herpell

Wer waren nochmal The Left Banke, Orange Bicycle, The Nazz, Strawberry Alarm Clock, The Peppermint Trolley Company und We The People? Man braucht schon reichlich Pop-Expertise, um diese ganz oder zumindest fast vergessenen Bands auf Anhieb treffsicher einzuordnen. Für Marco Rossi überhaupt kein Problem – der Brite schreibt darüber kenntnisreich im geschmackssicheren Retro-Fachblatt „Shindig!“, als Musiker hat er kürzlich ein Dutzend Songs der oben Genannten und einiger ähnlich obskurer Zeitgenossen wie PF Sloan oder Paul Williams äußerst liebevoll und kompetent neu eingespielt.

Ein wilder Retro-Pop-Ritt

Marco Rossi Since Returning From The Moon Cover

Auf das Cover-Album „The Sincerest Form Of Flattery“ von 2023, dessen Lieder laut Rossi vor allem „warmth, inclusivity, compassion, openness, hope and harmony“ ausstrahlen sollten, folgt jetzt schon der nächste Streich. „Since Returning From The Moon“ ist eine Platte mit zwölf selbstgeschriebenen Songs, die eine tiefe Verehrung für den Barock- und Sunshine-Pop, Garagen- und Psychedelic-Rock der mittleren/späten 60er bis frühen 70er Jahre in tolle Harmonien kleiden. Die Scheibe – als CD und digital erschienen beim kleinen schottischen Liebhaber-Label Last Night From Glasgow (LNFG) – ist ein wilder Ritt durch die Frühgeschichte jener Musik, die auch wir bei Sounds & Books verehren und in Form von aktuellen Retropop-Alben (The Lemon Twigs, The Coral, Temples oder Miles Kane zum Beispiel) immer mal wieder voll des Lobes vorstellen.

Die Zeitreise des Marco Rossi beginnt mit „Don’t Have Nightmares“, er knüpft hier unmittelbar beim Sound von XTC in ihrer Psych-Pop-Inkarnation als The Dukes Of Stratosphear an. Grandios. Erst recht wenn man bedenkt, dass der 62-Jährige für diesen opulent klingenden Opener fremde Hilfe lediglich bei Flöte, Vibrafon und Farfisa-Orgel in Anspruch nehmen musste, ansonsten aber jeden Ton mit nur einem einzigen Mikro im Schlafzimmer seines Sohnes aufnahm. 

Etwas XTC und bisschen Beatles

„Watery Lane“ ist ein ähnlich komplexer, verquerer Sixtiespop-Song, für die vorab ausgekoppelte, nostalgisch angehauchte Single „Kensington Gore“ half Simon Swarbrick mit einem feinen Streicher-Arrangement aus. Besonders mitreißend klingen „What Was Lost“, das an die „Rubber Soul“- und „Revolver“-Beatles denken lässt, sowie der wuchtige Gitarrenrocker „Death Moon“. Das nur knapp zweiminütige „Harvester Of Likes“ macht in seiner knapp bemessenen Spieldauer so gute Laune wie wohl nur wenige andere Songs in diesem Frühjahr (obwohl, wie Rossi betont, die Texte seines Soloalbums durchaus auch die düstere Gegenwart des Jahres 2024 spiegeln).

So geht es bis zum Glam-Pop von „The Dregs“ und dem natürlich gar nicht leichtgewichtigen Closer „Lightweight“ immer weiter mit ambitionierten, schillernden Stücken, die genauso gut vor 50 oder 60 Jahren entstanden sein könnten. Als Sänger erinnert Marco Rossi vornehmlich an Kollegen wie Andy Partridge (XTC) oder Thomas Walsh (Pugwash), die ebenfalls schon lange die Fahne der Sixties-Renaissance hochhalten.

Marco Rossi mit ganz viel Liebe

Fazit fürs „Since Returning From The Moon“ (dem auch noch ein wunderhübsch knallbuntes Albumcover mit roter Telefonzelle spendiert wurde): In diesen 40 Minuten steckt ganz viel Liebe zur (längst zeitlosen) Musik einer vergangenen Ära drin, mehr Retropop-Genuss für den Hörer geht nicht. Ganz starke Leistung von Marco Rossi.

Das Album „Since Returning From The Moon“ von Marco Rossi erscheint am 12.04.2024 als CD und digital beim Label Last Night From Glasgow (LNFG).

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